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MODIGLIANI – ZWISCHEN RENAISSANCE UND MODERNE

Anlässlich des 100. Todestages von Amedeo Modigliani (1884–1920) untersucht eine neue Publikation des be- kannten Kunsthistorikers David Franklin den ebenso be- deutenden wie eigenwilligen, aus Livorno (Italien) stam- menden Künstler. Anhand einer ausgewählten Gruppe herausragender bildhauerischer und malerischer Werke nähert sich das Buch der singulären künstlerischen Auf- fassung Modiglianis und gewährt tiefe Einblicke in seine Maltechnik.

Für den Stil seiner Porträts und weiblichen Akte, für die langen Hälse und mandelförmigen Augen seiner Figuren, ist Modigliani heute weltberühmt. Doch auch wenn er zu Lebzeiten dem Publikum keineswegs so fremd war, wie in der romantisierenden Geschichtsschreibung gelegentlich behauptet wird, war sein Modernismus der eines gegen den Strom schwimmenden Einzelgängers.

Im Zentrum der Analyse von David Franklin steht denn auch die Überzeugung, dass Modigliani weder ein Künst- ler des etablierten Mainstreams war, noch gänzlich einer nach Innovation und ständiger stilistischer Erneuerung trachtenden Avantgarde angehörte. Vielmehr, so wird ge- zeigt, positionierte er sich in seiner Pariser Zeit bewusst als Außenseiter, der sich keiner bestimmten Kategorie zuordnen ließ.

Das bedeutet jedoch nicht, dass seine zeitgleich mit dem Kubismus bzw. Futurismus entstandene Kunst wenig mo- dern gewesen sei. Modigliani war sich der künstlerischen Strömungen seiner Epoche voll bewusst. Er ignorierte den Kubismus nicht, er lehnte ihn entschieden ab.

In einer Zeit, in der die verschiedensten Stile einander ablösten, verfolgte Modigliani hartnäckig seine ganz ei- gene Richtung. Der schon mit 35 Jahren an einer tuber- kulosen Meningitis verstorbene Künstler, so legt David Franklin dar, leistete dadurch in seiner Reifezeit als Maler einen einzigartigen Beitrag zur Ergründung der menschli- chen Existenz.

In Form von 25 Werkanalysen arbeitet der kanadische Spezialist für italienische Kunst die Besonderheiten in Modiglianis Schaffen heraus und fokussiert dabei insbe- sondere auf vier zentrale Punkte: Modigliani hegte einen ungewöhnlich umfassenden und gelehrten Respekt für die Vergangenheit; er arbeitete im vollen Bewusstsein seiner Krankheit und seines unvermeidlichen frühen Endes; seine Erfahrung als Bildhauer wirkte sich nach- haltig auf seine Malerei aus; und er entwickelte eine neu- artige, ganz persönliche Technik, um den flüchtigen Au- genblick zu verewigen.

David Franklin

ist Autor diverser Bücher über italienische Kunst, darunter Rosso in Italy (1994), Painting in Renaissance Florence (2001) und Polidoro da Caravaggio (2018). 2018 war er Ko-Autor eines Buches über den ungarischen Fotografen Gergely Papp.

Er ko-kuratierte viele Ausstellungen in der National Gallery of Canada, beispielsweise Italian Drawings from the NGC (2003), The Art of Parmigianino (2003), Leonardo da Vinci, Michelangelo and the Renaissance in Florence (2005), From Raphael to the Carracci: The Art of Papal Rome (2009), und Caravaggio and his followers in Rome (2011). 2009 bekam er den Preis Cavaliere dell’Ordine della Stella della Solidarietà Italiana der Republik Italien verliehen. Momentan arbeitet er als Kurator für das Archive of Modern Conflict.

arnoldsche ART PUBLISHERS
Olgastraße 137, D-70180 Stuttgart Tel. +49 (0)711 64 56 18-14

128 Seiten, 20 x 25 cm, 38 Abb. Halbleinenband
Deutsch / Englisch

€ 28 [D] / US$ 40 / £ 32 ISBN 978-3-89790-629-7